Modul 1: Wohnbedarfe und zeitgemäße Bauformen
Im ersten Modul wurde geklärt, für wen welcher Wohnraum benötigt wird und mit welchen Baukörpern und Planungsstrategien die Bedarfe adäquat gedeckt werden können. Klar ist, statt dem starren Einfamilienhaus müssen auch flexible, an den jeweiligen Lebensphasen orientierte Wohnangebote für unterschiedliche Zielgruppen umgesetzt werden. Die rund 45 Seminarteilnehmer/-innen bestätigen: In kaum einer vertretenen Gemeinde ließe sich ein Baugebiet mit reiner Einfamilienhausstruktur derzeit noch sehr gut vermarkten
Herr Dr. Andreas Raab, Stadt- und Regionalplaner, erklärte unter anderem die Bezahlbarkeit für eine „breite“ Bevölkerung als eine wesentliche Maßgabe für die zukünftige Siedlungs- und Wohnentwicklung auf dem Land.
Prof. Florian Nagler von der Technischen Universität München stellte sein Konzept des „einfachen (Um-)Bauens“ vor. Durch Konzentration auf das Wesentliche, etwa bei der technischen Ausstattung, aber auch der Wohnfläche pro Kopf, zeigte er Wege auf, wie bezahlbarer und zugleich qualitätvoller Neu- oder Umbau in dörflichem Maßstab realisiert werden kann.
Ergänzend wurden aus der Praxis anschauliche Beispiele aus ländlichen Gemeinden, wie der Pallaufhof in Münsing, ein Mehrgenerationenhaus in Kranzberg und das gemischte Wohngebiet in Weyarn, vorgestellt. Die Ausstellung „lebenswert. Alternativen zum Einfamilienhaus“, die der Wessobrunner Kreis der SDL zur Verfügung stellte, bot den Anwesenden zusätzliche Anschauungsbeispiele.
Modul 2: Der Weg in die Umsetzung: Kosten, Träger und Rechtliches
Beim zweiten Veranstaltungstermin im November ging es um die konkreten Aspekte der Umsetzung der neuen Bau- und Wohnformen.
Durch die derzeit hohen Bau- und Finanzierungskosten werden künftig auch auf dem Land verstärkt gemeinschaftliche Modelle und andere Bauträger, statt ausschließlich privater Bauherren, relevant. Der Architekt Michael Lehner stellte zwei Modelle, die Baugemeinschaft und die Genossenschaft, vor und erklärte anhand von umgesetzten Projekten, wie der Weg dorthin aussehen kann.
Wilhelm Weissbecker, wirtschaftlicher Berater für die Entwicklung von Bauland, erstellte mit den Seminarteilnehmenden beispielhaft eine transparente, städtebaulichen Kalkulation bei Umlegung auf die Grundstücksanteile sowie eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung einer Investition nach dem Kommunalen Wohnraumförderungsprogramm (KommWFP).
Wie Kommunen die neuen Bau- und Wohnformen steuern können, erklärte Rechtsanwalt Frank Sommer. Er zeigte die Handlungsoptionen auf, definierte Leitlinien für die Baulandentwicklung und hob die Bedeutung des strategischen Vorgehens hervor. Dabei gäbe es keine „Musterstrategie“ und Baulandmodelle anderer Gemeinden können nicht deckungsgleich kopiert werden. Jede Gemeinde müsse individuell im Rahmen ihrer Strukturen, Möglichkeiten und Vorstellungen entscheiden und das passende Vorgehen entwickeln, erklärte der Jurist.
Unterstützung für Kommunen
Die Architektin Manuela Huber vom ALE Schwaben brachte die zahlreichen, zu berücksichtigenden Aspekte vom Planungsrecht, der Erschließung, bis hin zur Bürgerbeteiligung und dem Ortsbild auf den Punkt. Genau an dieser Stelle unterstützen die SDL Thierhaupten und die Ämter für Ländliche Entwicklung (ÄLEs). Für ein planvolles Vorgehen nutzen viele Kommunen bereits eine Gemeinderatsklausur an der SDL um „Von der Fläche zum Konzept“ ein maßgeschneidertes Wohnraumkonzept zu entwickeln. Die Ämter für Ländliche Entwicklung bieten darüber hinaus fachliche und finanzielle Unterstützung.
Die Frage, wie mit größeren Baukörpern und der zusätzlichen Nähe gut umgegangen werden kann, wird das dritte Modul zum Umgang mit baulicher „Dichte“ in Dörfern und Gemeinden behandeln. In 2025 erwartet die Kommunalvertreter/-innen daher zu diesem Thema ein weiteres Seminar. Informationen folgen auf der Website der SDL Thierhaupten.